Pressemitteilung - Räudeinfektion bei überfahrener Wölfin bestätigt

März 2019 – Im Februar wurde in der Nähe von České Kamenice (Böhmisch Kamnitz) ein überfahrener Wolf gefunden. Das Tier wurde wegen Verdacht auf Räude zum staatlichen Veterinärinstitut nach Prag gebracht, wo eine gemeinsame Autopsie mit den Wissenschaftlern der Tschechischen Agraruniversität durchgeführt wurde.

Die Untersuchungen ergaben ein akutes Trauma aufgrund einer Kollision mit einem Auto und bestätigten die Räudeerkrankung (Sarcoptes scabiei L., 1758). Anhand der genetischen Analysen der Fakultät für Naturwissenschaften der Karlsuniversität konnte die Wölfin der mitteleuropäischen Tieflandpopulation zugeordnet werden. Im Magen des Tieres konnten Reste von verzehrtem Wildschwein festgestellt werden. Dies deutet darauf hin, dass das Weibchen trotz Erkrankung kurz zuvor noch jagte und sich von wildlebenden Tieren ernährte.

Die Räude ist eine weitverbreitete parasitäre Erkrankung (10 – 20 % der Füchse sind befallen), welche auf andere Tierarten einschließlich des Menschen übergehen kann. Eine Erkrankung bedeutet nicht unbedingt den Tod des Tieres, sie kommen damit zurecht“, erklärt Aleš Vorel von der Tschechischen Agraruniversität, welcher im Rahmen des OWAD-Projektes an der Erforschung der Wölfe in der Region beteiligt ist [1]. „Räude konnte auch bei einigen Wölfen im benachbarten Sachsen nachgewiesen werden. Bei den infizierten Tieren  zeigten sich keine Verhaltensänderungen gegenüber Menschen“, sagte Vorel.

„Bei der Autopsie konnte kein RFID-Chip gefunden werden, wodurch die zahlreichen unbegründeten Spekulationen über die Freilassung von Gehegewölfen in der Tschechischen Republik nicht bestätigt werden. Auch die abgenutzten Krallen des Wolfes deuten auf ein Leben in freier Wildbahn hin“, fügt Vorel hinzu.

Die Kondition und das Gewicht (28 kg) des Wolfes entsprachen einem erwachsenen Tier nach dem Winter. Der Ernährungszustand war gut. Des Weiteren konnte man feststellen, dass die Wölfin sich das Jahr zuvor reproduzierte. Anhand von typischen Merkmalen am Fell konnte das Tier auf Fotofallenbildern aus dem Nationalpark Böhmische Schweiz und dem Lausitzer Gebirge stammend identifiziert werden. Die Krankheitsentwicklung kann von Dezember 2018 bis Februar nachvollzogen werden.

„Im Nationalpark Böhmische Schweiz und seiner unmittelbaren Umgebung konnte die Anwesenheit von Wölfen seit 2016 verbindlich nachgewiesen werden, und wie Fotofallenbilder zeigen, sind die Tiere in den umliegenden Wäldern häufig unterwegs“, sagt Tomáš Salov, Sprecher des Nationalparks und fügt hinzu: „Berichte über Sichtungen von Wölfen erhalten wir jedoch nur sporadisch. Es kommt aber gelegentlich zum Interessenkonflikt, wenn Wölfe Schutzzäune von Nutztieren überwinden. Daher fordern wir die Nutztierhalter auf, den Wolf nicht zu unterschätzen und ihre Tiere dementsprechend zu schützen [2,3].“

„Der Verkehr ist einer der wesentlichen Faktoren, welcher die Mobilität großer Säugetiere in unserer Landschaft einschränkt. Der verunglückte Wolf in der Böhmischen Schweiz ist nicht der erste Fall. Letztes Jahr wurde auf der Autobahn D 10 in der Nähe von Mlada Boleslav (Jungbunzlau) ein toter Wolf gefunden, ein Jahr zuvor auf der Autobahn D 1 nahe Havlíčkův Brod (Deutschbrod). Es sterben jedoch nicht nur Wölfe im Straßenverkehr, sondern auch viele andere Tierarten“, sagt Karolína Šůlová von der Agentur für Naturschutz und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik.

Anmerkungen:

[1] Das Projekt „Objektive Akzeptanz der Wolfe in einer von Menschen veränderten grenzübergreifenden Landschaft (OWAD)“ wird von der Europäischen Union durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Programms für grenzübergreifende Zusammenarbeit der Tschechischen Republik Freistaat Sachsen 2014 - 2020 unterstützt.

Projektkoordinator ist die Tschechische Agraruniversität Prag (CZU), neben den Wissenschaftlern der Fakultät für Umweltwissenschaften ist das Umweltministerium der Tschechischen Republik (MZP) und die Agentur für Natur- und Landschaftsschutz (AOPK) beteiligt. Letztere sind für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und betreuen z. B. die Internetseite www.navratvlku.cz, wo sich aktuelle Informationen über Wölfe, Herdenschutzmaßnahmen und Unterstützungsmöglichkeiten finden. Projektpartner auf deutscher Seite ist die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, vertreten durch das Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz (SMNG).

[2] Informationen zum Herdenschutz und zur möglichen Unterstützung finden Sie unter: https://www.navratvlku.cz/prevence-proc-prevence/

Kontakt: 

Aleš Vorel, Tschechische Agraruniversität Prag, Fakultät für Umweltwissenschaften (CZU), Email: vorel@fzp.czu.cz, Tel: 605281401

Karolína Šůlová, Agentur für Natur- Landschaftsschutz der Tschechischen Republik (AOPK), Email: karolina.sulova@nature.cz, Tel: 724102406

Tomáš Salov, Nationalpark Böhmische Schweiz, Email: t.salov@npcs.cz, Tel: 737276865

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