Gemeinsamen Pressbericht der Projektpartner zum Start des Projekts und seiner Aktivitäten:
Sächsische Erfahrungen mit Wölfen werden auch in der Tschechischen Republik helfen
In Zusammenarbeit von drei tschechischen und einer deutschen Organisation beginnt das dreijährige Projekt, das auf Erfahrungen-Sharing bei dem Wolfs-Schutz ("Objektive Akzeptanz der Wölfe in einer von Menschen veränderten grenzübergreifenden Landschaft" - OWAD) gezielt wird. Es orientiert sich auf Konkretisierung der Informationen über Vorkommen und Verbreitung der Wölfe in der Tschechischen Republik, auf konzeptionelle Einstellung zu ihrem Schutz und Milderung der Konflikte, die mit der Wolfs-Rückkehr verbunden sind. Territorial wird das Projekt in der Tschechischen Republik auf Karlsbader, Aussiger und Reichenberger Regionen gezielt, aber es wird seine Auswirkung auf die ganze Republik haben.
In Sachsen wird die Wolfs-Population schon seit dem Jahr 2000 wiederhergestellt und zurzeit gibt es dort dreizehn Rudel, die sich vermehren. Von hier breiten sich die Wölfe spontan aus - auch in die Tschechischen Republik, wo im vorigen Jahr schon vier Rudel registriert wurden. Wölfe sind gute Beutegreifer und sie helfen mit Regulierung von übermäßig vermehrten großen Huftieren, die den beträchtlichen Schaden den Landwirten und Förstern verursachen.
Ziel des Projektes, dessen Hauptträger Tschechische Landwirtschaftliche Universität in Prag ist, besteht in Verstärkung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zwischen der Tschechischen Republik und Sachsen bei dem Informationen- und Erfahrungen-Austausch mit dem Wolfsschutz und mit der Minderung der Konflikte, die dieses Raubtier verursachen kann. Neben den Wissenschaftlern der Fakultät für Umweltwissenschaften der Tschechischen Landwirtschaftlichen Universität nimmt am Projekt sein Anteil auch Umweltministerium der Tschechischen Republik (MŽP) und Naturschutz- und Landschaftsschutzamt der Tschechischen Republik (AOPK ČR), das die Schlüsselaufgabe gerade bei der Arbeit mit der Öffentlichkeit hat. Der deutsche Projektpartner ist Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, die von dem Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz vertreten wird.
Der Grund für diese grenzübergreifende Verbindung ist klar. Aus Sachsen (und aus Nachbar-Polen) verbreiten sich zurzeit die Wölfe zu uns. Sachsen hat die größte Wolfspopulation im ganzen Deutschland und zugleich ein durchgearbeitetes System der Wolfspflege, des Schadenersatzes und auch der Öffentlichkeitsarbeit. Das sächsische System (Management-Wolfsplan) spezifiziert, was die rechtliche und sachliche Ausgangspunkte sind, wie der Wolfs-Monitoring garantiert sein soll, wer und wie die Öffentlichkeitsarbeit ausführt. Es gibt an, wie im Fall des vom Wolf verursachten Schadenereignisses vorzugehen, wie sich die Nutztierbesitzer vor dem Wolf schützen können und mit welcher Hilfe vom Staat (Unterstützung der Herden-Sicherstellung oder Höhe des Schadenersatzes) sie rechnen können. Der sächsische Plan ist auf den langjährigen Erfahrungen mit Wolfs-Monitorig gegründet und dank dem OWAD-Projekt wird möglich sein, diese Erfahrungen auch in der Tschechischen Republik zu verwenden.
Wölfe tauchen in verschiedenen Teilen der Tschechischen Republik auf und es werden Gerüchte ausgestreut, dass sie in die Natur ausgesetzt werden. Aufgrund der genetischen Analysen und des Monitorings ist jedoch eindeutig, dass es sich um natürliche Ausbreitung der Tiere handelt (gerade aus Nachbarländern - Deutschland und Polen). Wölfe in Sachsen, ähnlich wie jetzt bei uns, leben im Kulturland des Mitteleuropas. Mythus von dem scheuen Tier, das zu seinem Leben jungfräuliche Natur und riesige menschenfreie Gebiete braucht, ist wirklich nur ein großer Mythus. Wolf ist sehr neugieriges Tier und es ist normal, dass er sich auch am Tag in der Umgebung von Menschenbehausung und Verkehrsmitteln bewegen kann. Nachts oder bei der Dämmerung kann er unweit von Dörfern nach den Speiseresten oder mangelhaft geschützten Schafherden suchen. Tatsache, dass er im Wald vielleicht zwanzig Meter unweit vom Traktor vorbeigeht, bedeutet nicht, dass er schon Menschenscheu verlierte. Am Tag sieht er schlechter als Mensch, sodass ein paar Sekunden, bis er feststellt, dass dort einige Leute sind, bedeutet nicht, dass er diese Leute angreifen will. Es bedeutet, dass er auswertet, was er eigentlich sieht. Erkenntnisse aus Deutschland, wo sie mit Wölfen mehrere Erfahrungen haben, zeigen, dass solches Verhalten kein höheres Risiko für Menschen bedeutet.
Wolf ernährt sich von Huftieren, die in unseren Wäldern in großen Mengen vorkommen. "Staatliche Institutionen arbeiten zusammen auf dem Monitoring der Wölfe und im Fall, dass ein Wolf kein standardmäßiges Verhalten zeigt, werden sie so vorgehen, damit die Sicherheit der Bewohner gewährleistet wird", sagte Karolína Šůlová aus dem Naturschutz- und Landschaftsschutzamt der Tschechischen Republik.
Jede Organisation, die sich an diesem Projekt beteiligt, hat dort eine spezifische Rolle. Tschechische Landwirtschaftliche Universität widmet sich der Forschung der Wölfe in der Landschaft und koordiniert das ganze Projekt. Naturschutz- und Landschaftsschutzamt spielt eine wichtige Rolle in Naturschutzgebieten, wo seine Mitarbeiter alle Schaden an Wirtschaftstieren auswerten, die durch die streng geschützten Tierarten (das bedeutet auch durch dem Wolf) verursacht wurden. Umweltministerium wird im Rahmen des Projektes ein Wolfspflegeprogramm bilden. Der sächsische Partner arbeitet eng mit dem Sächsischen Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft zusammen und ist für die tschechischen Institutionen ein wichtiger Vermittler von langjährigen Erfahrungen nicht nur auf dem Gebiet des Wolfs-Monitorings und Wolfs-Vorkommens, aber auch im Bereich der Legislative oder Öffentlichkeitsarbeit.
"Das Projekt stellt eine große Chance vor, wie einer konfliktlosen Rückkehr des großen Prädators zu helfen, und dabei auch die Interessen von betroffenen Subjekten anzuhören und zu berücksichtigen. Raubtiere gehören im gleichen Maß in die Natur, wie ihre Beute, und wir sollten froh sein, dass in der Zeit des globalen Aussterbens von großen Lebewesen auch solche Tiere leben, die neben den Menschen existieren können.
Wenn aus diesem Zusammenleben einige Probleme entstehen werden, ein ähnliches Projekt, wie zum Beispiel OWAD, kann mit diesen Problemen helfen", sagt Tomáš Jůnek, Projekt-Manager aus der Tschechischen Landwirtschaftlichen Universität.
Einige der konkreten Projekt-Aktivitäten können wir schon gewahren. Verwalter von Wäldern und Jagdrevieren im Projekt-Gebiet absolvierten schon erste Seminare, es werden sächsische Verfahren bewertet und Forscher gewinnen wertvolle Daten. Projekt-Webseite https://owad.fzp.czu.cz/de informiert Öffentlichkeit über dem Verlauf von allen geplanten Tätigkeiten. Naturschutz- und Landschaftsschutzamt der Tschechischen Republik veröffentlichte diese Webseite www.navratvlku.cz, die primär den Besitzern der Wirtschaftstierherden bestimmt ist. Sie informiert über die Lebensweise und Verhalten des Wolfes und auch darüber, wie am besten die Herden vor durch Wolfsangriffe verursachte Schaden an Nutztieren zu schützen. Der unteilbare Bestandteil des Projektes ist auch Vermittlung von diesen praktischen Erfahrungen.
Das Projekt "Objektive Akzeptanz der Wölfe in einer von Menschen veränderten grenzübergreifenden Landschaft" (OWAD) wurde von der Europäischen Union unterstützt - durch Europäischen Fond für regionale Entwicklung im Rahmen des Programms der grenzübergreifenden Zusammenarbeit Tschechische Republik - Freistaat Sachsen 2014-2020.