Unweit von Turnov wurde ein Canide überfahren, möglicherweise ein Wolf
Das Tier wurde am 22. Januar 2020 an der Straße I/35 nahe Turnov gefunden. Mitarbeiter der Agentur für Naturschutz und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik brachten das Tier zur eingehenden Prüfung durch Experten zur tschechischen Universität für Umweltwissenschaften in Prag.
„Eine Autopsie wird die genaue Todesursache ergeben, wahrscheinlich eine Kollision mit einem Fahrzeug. Des Weiteren werden wir eine genetische Untersuchung veranlassen, zur eindeutigen Artidentifizierung und Herkunft“, erklärt Aleš Vorel von der tschechischen Universität für Umweltwissenschaften in Prag, welche sich an der Wolfsforschung im Rahmen des OWAD-Projektes beteiligt.
Wölfe können über weite Strecken wandern und mehrere Kilometer pro Nacht zurücklegen, unabhängig davon, ob diese sich innerhalb des Territoriums bewegen oder ein neues Gebiet suchen. Die dichtbevölkerte Kulturlandschaft mit ihren Straßen schafft jedoch viele Barrieren für die Tiere. In der Ökologie spielen Wölfe eine wichtige Rolle als Prädator zur Reduzierung von Beutetieren wie Reh, Rothirsch oder Wildschwein, welche z. T. große Schäden in Wäldern und Feldern verursachen können.
„Der Verkehr ist einer der wesentlichen Faktoren, welcher die Bewegung von großen Säugetieren in unserer Landschaft einschränkt. Der vermutliche Wolf von Turnov ist nicht der erste Fall. Erst im vergangenen Jahr wurden zwei Wölfe Verkehrsopfer (im Februar in der Böhmischen Schweiz und im Dezember in der Region Kaplice in Südböhmen), 2018 einer auf der Autobahn D10 nahe Mlada Boleslav und im Jahr zuvor einer auf der Autobahn D1 bei Havlíčkův Brod. Auch andere Tierarten verenden häufig auf unseren Straßen“, sagt František Pelc, Direktor der Agentur für Naturschutz und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik.
“Alle Interessengruppen wurden umgehend über den Fund informiert. Wir haben mit dem zuständigen Jagdpächter die Mitnahme des Kadavers zur weiteren Untersuchung vereinbart. Auch wurde die regionale Umweltbehörde ORP-Turnov über das Vorgehen in Kenntnis gesetzt”, sagt Jiří Klápště vom Amt für Naturschutz und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik, Verwaltung des Landschaftsschutzgebiets Böhmisches Paradies.
Falls Schäden an Nutztieren durch Wölfe entstehen werden diese vom Staat erstattet. Ebenso werden Präventionsmaßnahmen zum Herdenschutz gefördert. Mehr unter www.navratvlku.cz/ www.wolf.sachsen.de
Anmerkungen:
[1] Die objektive Akzeptanz der Wolfe in einer von Menschen veränderten grenzübergreifenden Landschaft (OWAD) wurde von der Europäischen Union durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Programms für grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen der Tschechischen Republik und dem Freistaat Sachsen (2014-2020) unterstützt.
Hauptträger ist die Tschechische Agraruniversität in Prag (CZU), an dem neben Wissenschaftlern der Fakultät für Umweltwissenschaften des CZU auch das tschechische Umweltministerium (ME) und die Agentur für Natur- und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik (AOPK CR) beteiligt sind. Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit - verwaltet zum Beispiel die Website www.navratvlku.cz, die aktuelle Informationen über Wölfe, vorbeugende Maßnahmen zum Schutz der Herden und die Möglichkeit der Unterstützung von Züchtern bietet. Projektpartner ist im Auftrag der deutschen Seite die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung vertreten durch Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz.